Interessante Kunst aus NRW schmückt den Landtag

Nicht nur das Land Nordrhein-Westfalen besitzt eine Kunstsammlung, deren Werke wir in den Museen K20 und K21 anschauen können. Auch der Landtag besitzt Kunstwerke – und davon gleich eine Reihe und auch Werke von renommierten Namen. Bei mehrere Besuchen im Landtag habe ich jeweils Fotos gemacht und wage hier eine kleine „Museumsführung“ ;)

Das auffälligste Kunstwerk hängt in der Wandelhalle in der ersten Etage: ein Nagelbild von Günther Uecker, das den Titel „Interferenzen“ trägt. Ich habe es sowohl bei Sonnenschein mit vielen kleinen Schatten-Linien bewundert, als auch bei Streulicht ohne Schlagschatten. Vielleicht ist es ein Sinnbild für die Politik, die hier drin gemacht wird. Wo Reden wie Nägel einschlagen, wo man Positionen vertritt, wo sich die unterschiedlichen Parteien aber auch überschneiden, so wie hier die Kreise Schnittmengen bilden.

Bei der Parlamentsnacht 2025 bekam ich mit, wie ein junger Mann dieses Bild erklärte: Es gäbe eine Kiste voller Nägel, die unten stehe. Jeder, der sich über etwas ärgert, soll einen nehmen und in diese Wand schlagen… Ich hoffe, dass die Lauscher das als Ironie verstanden haben.

Der größte zeitgenössische Künstler aus Nordrhein-Westfalen, Gerhard Richter, darf natürlich auch nicht fehlen. Sein Spiegelbild konzipierte er im Frühjahr 2024 speziell für die Wandelhalle des Landtags. In ihm spiegelt sich der Himmel, das Draußen – aber auch jeder einzelne Betrachter. Hoffen wir mal, dass die Abgeordneten ob der Auswirkungen ihrer Entscheidungen immer wirklich guten Gewissens ihr Spiegelbild betrachten können.

Das von den meisten Menschen angeschaute Kunstwerk im Landtag ist im Plenarsaal hinter dem Sprecherpult: das aus dreifarbigen Plexiglas-Zylindern zusammengesetzte Wappen des Landes Nordrhein-Westfalen. Es stammt von Ferdinand Kriwet. Über den unterschätzten Wort-Künstler habe ich in diesem Blog bereits geschrieben.

Adolf Luther – ein herausragender Vertreter der Op-Art – der optischen Kunst – ist mit den für ihn typischen Spiegeln in der Landtagssammlung vertreten. Das linke Werk besteht aus „ausgebeulten“ spiegelnden Quadraten, das recht aus Hohlspiegeln. Diese Spiegel regen zum Betrachten der verzerrten Umwelt an.

Über ein Werk von Luther, unter dem viele Düsseldorfer täglich hindurchgehen, werde ich bald in diesem Blog schreiben. Es ist im Hauptbahnhof.

Übers Eck – obwohl ich immer erzähle, der Landtag hätte keine Ecken – hängt ein zweiteiliges Werk von Otto Piene: „Ave und Aurora“. Über einen Besuch in Pienes Feueratelier habe ich hier geschrieben.

Klar erkennbar anhand des Affen auf der linken Seite ist ein Werk von Jörg Immendorff.

Melancholisch-schön finde ich das Foto von Horst Wackerbarth. Sein rotes Sofa fällt angesichts der nebligen, verschneiten Winterlandschaft kaum auf. Aber ich mag Wackerbarths Sofo-Werke, saß auch selbst zweimal auf der Couch – einmal davon im Landtag bei einem Parlamentstag vor einigen Jahren.

Schön bunt hingegen ist das große Bild von Leon Löwentraut. Der Neusser verkaufte seine Kunst bereits als Jugendlicher für horrende Summen, war Unesco-Kunstbotschafter … und seit man ihn nicht mehr als Kunst-Wunderkind vermarkten kann, ist es medial deutlich ruhiger um ihn geworden.

Der frühere Professor für Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie Klaus Rinke ist fasziniert von Wasser. Ein von einem Blick auf von Wasser rundgeschliffene Steine in einem Fluss inspiriertes Bild mit dem Titel „Weltschmerz“ hängt ebenfalls im Landtag.

Über ein anderes Werk von Klaus Rinke habe ich in diesem Blog bereits vor einigen Jahren geschrieben: das Zeitfeld.

Von Hans-Albert Walter stammt ein weiteres Werk, das spiegelt. Der Künstler arbeitete in Düsseldorf und im niedersächsischen Diepholz. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Albert_Walter_(K%C3%BCnstler)

„Fiktive Ready-mades“ nennt der aus Halle in Westfalen stammende Benjamin Greber seine Arbeiten. Sie erwecken den Anschein, aus realen, industriell gefertigten Objekten zu bestehen, werden aber vom Künstler in Handarbeit nachgebaut. Hat es der Betrachter nun mit Original oder Kopie zu tun, mit Unikat oder Massenware? Grebers Skulpturen spielen mit dieser Zweideutigkeit und provozieren ein Wechselspiel zwischen Täuschung und Enttäuschung.

Winfred Gaul arbeitete in Düsseldorf und war ein Künstler des Informel. Er gehörte zur Gruppe 53. Aus dieser Gruppe heraus entwickelte sich die Gruppe ZERO. Gauls Gemälde „Poem für Mark Rothko“ ist für mich der Beleg, dass die Kunstwerke „umziehen“… denn ich habe es selbst schon an zwei verschiedenen Standorten gesehen.

Der in Kaiserswerth geborene Hann Trier gilt als ei­ner der be­deu­tends­ten Er­neue­rer der Kunst nach 1945 in Deutsch­land. Sein un­ge­gen­ständ­li­ches Werk zählt zur Kunst des In­for­mel. Er arbeitete in den Stollwerck-Hallen in Köln. Hier ein guter Text über ihn: https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/hann-trier/DE-2086/lido/608fc5669adf37.04833003

Der 2002 verstorbene Maler Heinrich Siepmann aus Mülheim an der Ruhr zählte zur zweiten Generation des Konstruktivismus.

Fast schon selbstverständlich ist, dass die Kunstsammlung des Landtags auch Werke von Künstlern umfasst, die in NRW arbeiten, aber außerhalb Deutschlands geboren wurden. Beispielsweise von Ren Rong, einem deutschen Bildenden Künstler der Postmoderne chinesischer Herkunft. Er lebt und arbeitet vorwiegend in Bonn sowie in Peking und gilt als einer der international bekanntesten Künstler chinesischer Herkunft der Gegenwart.

Auch Amit Goffer, ein in Düsseldorf lebender israelischer Künstler, ist vertreten.

Im Keller des Landtags befindet sich zudem ein umfangreiches Kunstarchiv.
Die Kunstbroschüre des Landtags lässt sich hier als pdf herunterladen. Hier sind einige ausgewählte Kunstwerke etwas ausführlicher beschrieben: https://www.landtag.nrw.de/home/besuch/haus-des-landtags/kunstwerke-im-landtag-1.html

Über die Außen-Kunstwerke am und um den Landtag habe ich auch bereits geschrieben: Dani Karavans Kompass für die Abgeordneten – Tzaphon vor dem Eingang, auf der Rückseite Heinz Macks Landtagsbrunnen und in einem vom Rhein aus zugänglichen Halb-Innenhof Im Aufbruch.

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