Der Landtag ist im Aufbruch

Übermorgen ist Jahrestag der konstituierenden Sitzung des Landtags des Landes Nordrhein-Westfalen: Am 23. August 1946. Deshalb stelle ich Ihnen heute ein reichlich verstecktes Kunstwerk im öffentlichen Raum vor. Es heißt „Im Aufbruch“ und steht im Innenhof des Landtags.

Ich mag dieses Kusntwerk gleich aus mehreren Gründen. Zuerst einmal gefallen mir die Spiegelungen. Die Säulen wiederholen so die Architektur des Landtagsgebäudes. Aber aufgrund ihrer nicht ganz planen Oberflächen spiegeln sie auch den Betrachter – mal konvex, mal konkav… heraus kommen oft lustige Spiegel-Selfies.

Aber mir gefällt auch der Titel, denn er zeigt ein „doppeldeutiges“ Kunstwerk mit Wortspielerei. „Im Aufbruch“ bezieht sich zunächst auf die Serie an Metallsäulen selbst. Von links nach rechts stehen sie im Halbkreis und jede Stele hat einen Riss. Ganz links die hat einen kleinen. Von unten beginnend wird dieser Riss immer größer, wandert von Stele zu Stele, bis er diese schier zerreißt. Das ist dann die ganz rechte Stele. Sie bricht auf, fast sogar auseinander.

Aber der Titel ist auch im übertragenen Sinne zu verstehen, als Aufforderung an die Politiker und ihre Politik. Denn sie sollte stets auch im Aufbruch sein. Alert, auf der Höhe der Zeit, die Schwingungen und Strömungen erkennend, die jeweiligen Herausforderungen bewältigen.

Lästermäuler sagen, dieses Kunstwerk ist nur aus Proportzgründen am Landtag zu sehen. Denn natürlich sollte dort auch Kunst aus jeder Region des Landes sein. Und Südwestfalen beziehungsweise das Sauerland haben noch gefehlt. Also musste nach der Fertigstellung des neuen Landtags-Flügelgebäudes ein Kunstwerk aus dieser Region hier.

Den Auftrag zur Gestaltung des neuentstandenen Platzes erhielt das Ehepaar Stefanie Schenk-Busse und Björn Busse im Frühjahr 2012. Sie stammen aus Visbeck, etwa auf halber Strecke zwischen Meschede und Sundern im Sauerland gelegen. Anderthalb Jahre lang arbeiteten sie daran.

Stefanie Schenk-Busse wurde im Sauerland geboren und wuchs dort auf. Sie studierte Objektdesign und Kommunikationsdesign mit den Schwerpunkten Akt- und Portraitmalerei, Grafik und Fotografie. Nach dem Studium im Ausland kehrte sie in ihre Heimat zurück. Daher sind ihre Arbeiten ebenso vielfältig: Skulptur, Malerei und Fotografie.

Ihr Mann Björn Busse ist Metallbaumeister. Er entwickelte 2010 eine Verbindung von Edelstahl und Cortenstahl. Seither gestaltete Stefanie Schenk-Busse Skulpturen mit dieser Metallverbindung – kubische Körper in spiegelndem Edelstahl, die von einem Riss aus Cortenstahl durchzogen werden.

Eine erste Ausstellung mit Skulpturen dieser Materialverbindung fand im Frühjahr 2011 in ihrer Galerie auf Hof Visbeck statt. „Im Aufbruch“ schließt sich dieser Serie an: Eine Installation von fünf Stelen, jede vier Meter hoch.

Sie finden „Im Aufbruch“, indem Sie an der „Ecke“ Rheinufer und Apollo ein paar Stufen hoch auf den Rasen und in die halbrunde Einbuchtung zwischen den Gebäudeteilen gehen.

Gerne zeigen ich Ihnen Kunstwerke im öffentlichen Raum, die meist übersehen oder an denen achtlos vorbeigegangen wird. Düsseldorf ist voll davon. Kontaktieren Sie mich!

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