Warhol auf Besuch in Oberkassel

Andy Warhol ist in diesem Jahr wieder in aller Munde. Zum 25. Mal jährte sich im Februar sein Todestag und in der vergangenen Woche hätte der am 6. August 1928 Geborene seinen 94. Geburtstag gefeiert.

Dass der US-Künstler eine enge Beziehung zu Düsseldorf hatte, ist vielen Menschen nicht bewusst. Er war nämlich befreundet mit Joseph Beuys. Weil dieser in Oberkassel wohnte, lernte auch Warhol diesem linksrheinischen Stadtteil kennen – und schätzen, wie sein Werk „Oberkassel“ zeigt:

Ich zitiere dazu frei aus dem gut recherchierten Artikel in der Rheinischen Post (RP) aus dem Jahr 2009:

Andy Warhol und Düsseldorf — diese Beziehung verband sich bislang mit einer Ausstellung der Galerie Hans Mayer, in welcher der amerikanische Pop-Star 1979 seine „Indian Portraits“ zeigte. Auf dieser Vernissage lernte er Joseph Beuys kennen. Fortan waren Warhol und Beuys Freunde.

Mit Beuys – einen der Gründer der Partei „Die Grünen“, teilte Warhol auch politische Überzeugungen.

Hier ein interessanter Artikel über Beuys Teilnahme am Gründungsparteitag der Grünen: https://www.boell.de/de/2021/05/07/joseph-beuys-und-die-gruenen

Andy Warhol knipste von Beuys auf der Vernissage in der Galerie Hans Meyer ein Polaroid-Foto und nutzte es als Vorlage für Serigraphien von dessen Bildnis. Viele dieser Beuys-Werke überzog er mit Diamantstaub, das einen Glitzereffekt hervorruft. So wie auch das „Oberkassel“-Bild mit Diamantstaub überzogen ist. Warhol zeigt den Bau vor einem leuchtenden Rot, eingebettet in die benachbarten Häuserzeilen. Einzelne Fassadenteile sind in Grün, Blau, Türkis und Gelb gestaltet.

Warhol flog dann mehrmals nach Deutschland, um Porträtfotos zu machen als Vorlage für spätere Gemälde. Dabei stieß er auch auf ein in Rheinnähe gelegenes Gebäude im Stadtteil Oberkassel: ein trutzig wirkendes Eckhaus am Luegplatz/Ecke Kaiser-Friedrich-Ring aus dem Jahr 1905.

Daraus entstand jenes Bild mit dem Titel „Oberkassel“, das 2009 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Der Düsseldorfer Galerist Rainer M. Ludorff hatte das Werk nach ausgedehnten Recherchen in einer Privatsammlung in Monte Carlo entdeckt und bot es auf der „antique & kunstmesse düsseldorf“ an.

Die Technik, die dem Bild zugrunde liegt, ist der Siebdruck. Mit Hilfe einer Gummischiene wird dabei die Farbe durch ein engmaschiges Sieb auf den Bildträger gedrückt. Auf die Frage in einem Interview, wann er das Malen durch das Siebdruckverfahren ersetzt habe, antwortete Warhol: „So um 1962, obwohl die Bildgründe immer mit der Hand angelegt werden, bevor der Siebdruck aufgebracht wird. „

Was Warhol an dem Oberkasseler Auftrag eines Privatmanns ästhetisch gereizt haben mag, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen. Offenbar waren es die markanten Details des 1905 von Theodor Balzer geschaffenen Gebäudes; Balzer war Architekt und Bauherr zugleich. Das massige Haus besticht durch seinen Arkadenportikus im Erdgeschoss, den Balkon mit Balustrade, den Erker und den hoch aufragenden Turm.

„Oberkassel“ zählt zu Warhols Spätwerk. Dazu zählen auch so bedeutende Serien wie die Mao-, Skulls-, Oxidations- oder Shadowbilder.

Sechs Jahre nach dem „Oberkassel“-Bild starb Andy Warhol überraschend an den Komplikationen einer Gallenblasenoperation in New York.

Über Joseph Beuys habe ich in diesem Blog bereits geschrieben:
Beuys Kunst wächst und gedeiht: Eiche mit Basaltsäule
Als Beuys per Einbaum nach Hause geholt wurde
Das schwarze Loch
Eine Träne über Beuys‘ Tod
Beuys‘ Kopf blickt über den Rhein

Haben Sie nun Interesse an einer Führung durch Düsseldorf zum Thema Kunst und Künstler? Gerne auch mit Schwerpunkt Joseph Beuys… :) Dann kontaktieren Sie mich!

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