Das ehemalige Zuhause der Stiftsherren

Der ruhigste Ort in der trubeligen Düsseldorfer Altstadt ist der Stiftsplatz. Vor dem Eingang von St. Lambertus liegt dieser gepflasterte Platz, Bäume spenden Schatten, und er ist umgeben von niedrigen Häusern. Diese geben ihm eine ganz besondere Atmosphäre – fast schon dörflich. Vor allem, wenn die Glocken von St. Lambertus läuten.

Doch warum heißt der Platz eigentlich Stiftsplatz?

Dafür werfen wir einen Blick in die Geschichte. Zu Zeiten der Stadterhebung im Jahr 1288 wurde hier bereits ein Stift errichtet, das korrekterweise Kollegiatstift hieß. In diesem Zusammenhang wurde die Lambertuskirche zur Stiftskirche.

Hinter jedem Stift steht auch ein Stifter, also jemand, der etwas gestiftet – gespendet – hat. Auch das Wort „Stiftung“ kommt daher. Das Düsseldorfer Stift wurde von den ersten Herzögen von Berg großzügig gefördert, denn Wilhelm und seine Frau Anna hatten sich zum Ziel gesetzt, das Dörfchen an der Düssel zur Residenzstadt und damit zur Hauptstadt ihres Gebietes auszubauen. Wenn der Ort dann gleichzeitig zum Wallfahrtsort würde, wäre natürlich nicht schlecht. So stifteten sie am 1. März 1392 Pfründen für die Stellen von Propst, Scholaster, Thesaurar, Kantor und zehn weitere Präbende.

Die beiden ließen die Gebeine des Heiligen Apollinaris aus Remagen hierher überführen – so die euphemistische Umschreibung für „rauben“. Mehr zum Raub der Reliquien erzählt das Heiligenlexikon.

Im Juli 1394 verrichteten bereits 40 Geistliche an den zwölf Altären der Stiftskirche ihren Dienst. (Diese Zahlen habe ich dem Wikipedia-Eintrag über St. Lambertus (Düsseldorf) entnommen.) Der Dienst eines Stiftsherrn bedeutete, dass er eigentlich den ganzen Tag lang für das Seelenheit des Stifters beten musste. Denn im Mittelalter hatten alle Menschen Angst, in die Hölle zu kommen – und da konnte es ja nicht schaden, wenn ein paar mehr Menschen bei Gott ein gutes Wort für den Stifter einlegten.

Diese Stiftsherren mussten auch irgendwo wohnen. Und da sie keine Mönche waren, wohnten sich nicht in einem Kloster, sondern in kleinen Häusern in unmittelbarer Umgebung ihres Arbeitsplatzes. Deshalb heißt der Platz zwischen ihren Wohnhäusern und der Kirche heute Stiftsplatz.

Habe ich Sie nun auf den Geschmack gebracht, mit meiner Unterstützung die interessanten Geschichten der Altstadt kennenzulernen oder wiederzuentdecken (falls die Schulzeit schon lange her ist)? Dann kontaktieren Sie mich!

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