Die Verwaltung der Robert Schumann Hochschule sitzt in einer schmucken Villa. Es hat tatsächlich etwas gedauert, bis ich etwas über die Geschichte dieses Gebäude erfahren habe. Denn mehr als „Villa Engelhardt“ steht auf der Webseite der Musikhochschule nicht. Wer also waren die Engelhardts, für die diese Villa erbaut wurde? Waren es Industrielle oder Fabrikanten? Musik-Mäzene? Die Vorfahren des Dozenten für Jazz und E-Gitarre Peter Engelhardt?
Nichts von alldem: Die Villa wurde nach Walter von Engelhardt benannt. Er war Gartenarchitekt und der erste Direktor des Düsseldorfer Gartenamts. Am 18. Juni 1864 erblickte er das Licht der Welt – übermorgen ist das 161 Jahre her.
von Engelhardt zog 1906 vom damals deutschen Baltikum nach Düsseldorf, wo er die Stelle als erster Gartendirektor, also Leiter des Gartenamtes annahm und die er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1931 innehatte. Während dieser 25 Jahre als „oberster Gärtner“ Engelhardt in Düsseldorf viele Parkanlagen und Grünplätze, beispielsweise den Graf-Adolf-Platz und den Ehrenhof. Eine ausführliche Liste füge ich weiter unten ein.
Er war richtungsweisend für die Gestaltung von Plätzen in Großstädten, denn er legte den Fokus nicht nur auf deren Funktion und die körperlichen, sondern gleichzeitig auch für die seelisch-geistigen Bedürfnissen der Nutzer. Dabei bevorzugte er den zwar geometrischen gegenüber dem landschaftlichen Gartenstil, verwendete aber beide Gestaltungsrichtungen ein. Er erläuterte 1907: „Wir brauchen für die regelmäßige Anlage: durch Heckenschnitt verschieden geformtes Gehölzmaterial in verschiedenen Größen. Ich nenne als Beispiel die Kugel, die Wand, die Säule, die Pyramide, die Hängeform, die Dachform … Wir brauchen für die natürliche Anlage: ungeschorene, vor allen Dingen ihren individuellen Charakter zeigende Gehölze in ähnlichen Hauptformen …“.
von Engelhardt war einer der ersten Gartenarchitekten im Deutschen Werkbund. Außerdem wird er als Vorreiter der Gartendenkmalpflege genannt, denn er appellierte bereits 1921, endlich auch historische Gärten unter Schutz zu stellen. Das wurde später zunächst für die ehemals fürstlichen Gärten von Denkmalpflegern auch beschlossen.
Dieser sehr erfolgreiche Gartengestalter erfüllte sich mit der Villa, die heute seinen Namen trägt, sicherlich einen Wohn-Traum. Ob er damals seine Beziehungen spielen ließ, um an das Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Golzheimer Friedhofs zu gelangen? Der Gedanke liegt nahe, dass die Umwidmung zu einem Wohngrundstück ihm zuliebe oder zu Ehren erfolgte. In den Jahren 1912 / 1913 ließ er sich vom Architekten Thilo Schneider diese Villa errichten. Heute steht sie unter Denkmalschutz.
Diese vielen Parks hat Walter von Engelhardt in Düsseldorf gestaltet oder mitgestaltet:
- Goltsteinparterre im Hofgarten hinter dem Schauspielhaus, das er 1906 gestaltete und das anlässlich der Gartenschau „Euroga 2002plus“ rekonstruiert wurde. Damals zog auch die Katzenbank dorthin, für die der Verein Düsseldorfer Stadtführer die Denkmal-Patenschaft übernommen hat.
- Erweiterung des Volksgartens (1906)
- Stadtplätze: Fürstenplatz (1906), Neusser Platz (1906), Platz an der Rethel- und Ahnfeldstraße (1906), Münsterplatz (1907), Breslauer Platz (1911), Garten am Schloss Jägerhof (1911), Michaelplatz (1913), Hermannplatz (1913), Hansaplatz (1908), Klever Platz (1913) (heute Kolpingplatz), Salierplatz (1914), Graf-Adolf-Platz (1927/1928, zusammen mit Heinrich Küchler), Schillerplatz, Schwanenmarkt, Corneliusplatz
- Rheingärtchen, Rheinpark, Außenanlagen der Rheinterrasse, Ehrenhof (schrittweise 1906 bis 1931)
- Garten des Präsidentenschlösschens an der Bezirksregierung Düsseldorf (1909–1911)
Quelle der Liste: Wikipedia
Adresse der Villa Engelhardt:
Fischerstraße 110 / Ecke Homberger Straße
Düsseldorf-Golzheim
2029 will die Hochschul-Verwaltung in einen Neubau am ehemaligen Campus der Hochschule Düsseldorf umziehen: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-musikhochschule-will-ab-2029-neubau-beziehen_aid-105140823 Wer danach in die Villa Engelhardt einziehen soll, ist mir bis dato unbekannt.
