Ingenhovens Tal schafft ein Innenstadt-Highlight

Mit dem Kö-Bogen II hat sich das Gesicht der Düsseldorfer Innenstadt deutlich verändert. An der Schnittstelle zwischen Königallee und Schadowstraße, über der inzwischen im Tunnel verlaufenden Nord-Süd-Verkehrsachse der Berliner Allee / Kaiserstraße hat der Hofgarten eine Erweiterung bekommen. Das Kö-Bogen II oder auch „Ingenhoven-Tal“ genannte Gebäude ist grün, grüner, am grünsten.

Besser als die Worte des Architekten Christoph Ingenhoven selbst kann niemand beschreiben, was da entstanden ist:

Europas größte Grünfassade 

„8 Kilometer Hainbuchenhecke, über 30.000 Pflanzen – Europas größte Grünfassade ist komplett. Die Fassade ist ein essentieller Bestandteil des Geschäfts- und Bürogebäudes Kö-Bogen II von ingenhoven architects. Das Ensemble bildet den Abschluss einer umfangreichen städtebaulichen Neugestaltung im Zentrum von Düsseldorf. Zugleich steht es für einen Paradigmenwechsel: Aus städtischer Perspektive für die Abkehr vom automobilen Zeitalter, die Hinwendung zum Menschen als Maßstab und mit der ausladenden Grünfassade für eine mögliche Antwort der Städte auf den Klimawandel. Der Stadt so viel Grün wie möglich zurückgeben ist eine Aufgabe,….

Düsseldorfs neue Mitte 

Da, wo bis 2013 eine Hochstraße dominierte, rückt heute der Hofgarten wieder in das Zentrum der Stadt. Kompositorisch sind die begrünten, zueinander abgeschrägten Fassaden des Kö-Bogens der Land Art entlehnt. Sie lassen den neuen Gebäudekomplex in einer bewussten Unbestimmtheit zwischen Stadt und Park changieren. Indem sie einen dynamischen Zugang zum Gustaf-Gründgens-Platz bilden, eröffnen sie den freien Blick auf die Ikonen der Nachkriegsmoderne – die klare Strenge des Dreischeibenhauses (1960) und die beschwingte Leichtigkeit des ebenfalls von ingenhoven architects sanierten Schauspielhauses (1970). Der Kö-Bogen II antwortet mit zeitgenössischen Mitteln. Selbstbewusst, jedoch ohne in Konkurrenz zu treten. Seit 1992 verfolgt Christoph Ingenhoven die Idee der Neukonzeption dieses zentralen Bereichs der Stadt und lieferte mit Studien, städtebaulichen Entwürfen und konkreten Projekten immer wieder wesentliche Impulse.“

Mir haben es die städtebaulichen Bezüge und vor allem die Sichtachse angetan: Rechts und links sind Schrägen. Wie durch ein Tal blickt man von der Schadowstraße auf das Schauspielhaus – oder vom Schauspielhaus auf das von Pritzker-Preisträger Richard Meier geschaffene P&C-Kaufhaus.

Weiter geht’s mit den Worten der Webseite:

„Mit den laubhaltenden Hainbuchen wurde bewusst eine heimische Pflanzenart gewählt. Durch ein umfassendes phytotechnologisches Konzept werden die Hecken zu einem integralen Bestandteil des Gebäudes. Sie verbessern das Mikroklima der Stadt – das Grün schirmt im Sommer die Sonnenstrahlen ab und reduziert den innerstädtischen Wärmeeffekt, bindet Kohlendioxid, speichert Feuchtigkeit, dämpft Lärm und fördert die Biodiversität. Der ökologische Nutzen der Hainbuchen entspricht dem von rund 80 ausgewachsenen Laubbäumen.“

Blick vom Dreischeibenhaus hinab auf den Kö-Bogen II und das Schauspielhaus (links):

Bilder von einem Spaziergang auf dem Kö-Bogen II:

In den Schaufenstern der damals noch nicht bezogenen Läden konnten sich im November 2020 Passanten einen guten Überblick über das gesamte Projekt von oben verschaffen – die Bauherrn hatten großformatige Drohnen-Fotos ausgestellt:

Hier ist das Projekt auf der Webseite von Ingenhoven Architects beschrieben:
https://www.ingenhovenarchitects.com/projekte/weitere-projekte/koe-bogen-ii-duesseldorf/description

Während der Bauphase stand ich insbesondere der dreieckigen schrägen Rasenfläche eher kritisch gegenüber. Der Winkel ihrer Schräglage erschien mir zu steil, als dass sie wirklich als Rasenfläche zum Sitzen genutzt werden könnte. Weit gefehlt: Bei schönem Wetter ist der Rasen voller Menschen. Und vor allem Kinder finden die Schräge toll und lassen sich herunterrollen. Aus der von mir als „Skisprungschanze“ bezeichneten Fläche ist ein großartiges Stück innerstädtisches Grün geworden, ein Spielplatz ohne Geräte.

Ein weiteres grünes Gebäude steht seit 2014 nicht in Düsseldorf, sondern in Mailand: Stefano Boeris „Bosco Verticale“, der vertikale Wald. Zwei 110 und 76 Meter hohe Wohntürme. Die Bäume sollen einer Forstfläche von 40.000 Quadratmetern entsprechen und beweisen, dass Grün für ein besseres Stadtklima auch auf engstem Raum Platz finden kann – wenn man nur will…

Der „vertikale Wald“ (Bosco Verticale“) von Stefano Boeri in Mailand. (aus einer Zeitschrift abfotografiert)

Ich hoffe sehr, dass sich Düsseldorf BALD durchringen kann, Asphalt aufzubrechen und Begrünungen flächendeckend zur Pflicht zu machen, sowohl Wände als auch Dächer. Da gibt es viiiiel Platz für Grün in der Stadt.

Adresse:
Gustav-Gründgens-Platz 1
Düsseldorf-Stadtmitte

Haben Sie nun Lust, mit mir durch die Innenstadt zu spazieren und sich die sehenswerte Architektur von Kö-Bogen II und vielen anderen Gebäuden anzuschauen? Dann kontaktieren Sie mich!

PS: Foto-Copyright: Für die Fotos des Spaziergangs durch die wie ein Weinberg wirkende Begrünung des Kö-Bogen II danke ich meinem Stadtführer-Kollegen Jörg Allenstein. Die Bilder von oben fotografierte Claus Fischer anlässlich des Tages des offenen Denkmals im September 2021 aus dem Dreischeibenhaus heraus.

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