Johanneskirche steht im geographischen Zentrum

Die evangelischen Preußen und das katholische Rheinland: Diese zwei Seelen wohnen heute in Düsseldorf. Die Preußenzeit ist an vielen Orten sichtbar – und zwar vor allem an sehr zentralen und auffälligen Orten. Denn genau dort untermauerten die Preußen ihren Herrschaftsanspruch durch Architektur. Neben Verwaltungsgebäuden wie dem Regierungspräsidium, über das ich hier im Blog bereits geschrieben habe, ist es vor allem die Johanneskirche in der Stadtmitte.

Allein schon der Ort, an dem dieses weithin sichtbare Gotteshaus aus rotem Backstein steht, spricht eine Macht-Sprache. Zu seinen Bauzeiten war genau hier der geographische Mittelpunkt Düsseldorfs.

Um aus „klein-klein“ einmal „groß“ zu machen, drängte die preußische Obrigkeit die lutherische und die reformierte Gemeinde Düsseldorfs zu einem Zusammenschluss. 1824 fand er statt – und mit der Fusion kam der Plan auf, eine evangelische Stadtkirche zu errichten. Beschlossen wurde der Bau im Jahr 1859. Dann begannen Verhandlungen mit der Stadt über das Baugrundstück, die bis 1874 dauerten.

Nach mehreren abgelehnten Entwürfen akzeptierte die Gemeinde 1869 ein Entwurf des Architektenbüros von Walter Kyllmann und Adolf Heyden. 1875 wurde schließlich der Grundstein gelegt. Am 6. Dezember 1881 wurde die Johanneskirche geweiht.

Die Kirche wurde im Rundbogenstil errichtet. Sie war das erste evangelische Gotteshaus Düsseldorfs, das frei sichtbar auf einem Platz errichtet werden durfte. Zuvor waren evangelische Kirchenbauten nur als sogenannte Hofkirchen gestattet. Beispiele dafür sind die Neanderkirche und die Bergerkirche. Mit ihrer Turmhöhe von mehr als 87 Metern überragte sie alle katholischen Kirchtürme der Stadt und demonstrierte die Macht des protestantischen Preußens im katholischen Rheinland. Sie ist noch heute die größte evangelische Kirche der Stadt.

Im Herbst 1905 – schon zwanzig Jahre nach ihrer Einweihung, musste die Kirche renoviert werden. Der für die Blend- und Hausteine verwendete Tuffstein war verwittert. Er wurde an Fenstern, Strebepfeilern und Ecktürmen durch Basalt ersetzt.

Ein schwerer Bombenangriff zerstörte die Johanneskirche am 12. Juni 1943 weitgehend. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diskutiert, die Kirche zugunsten einer autofreundlichen Verkehrsführung abzureißen. Dahingehende Vorschläge fanden jedoch keine Mehrheit, sodass sie wieder aufgebaut wurde. Im März 1953 wurde die Johanneskirche neu eröffnet.

Tipp: Die Lunch-Time-Orgel lädt jeden Mittwoch ein, zur Mittagszeit eine halbe Stunde Orgelmusik zu genießen. 

Die Webseite der Johanneskirche: https://www.johanneskirche.org/

Dieser Beitrag wurde unter Besondere Orte in Düsseldorf, Sehenswürdigkeiten, Tipps und Infos abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.