Der umgezogene Brunnen

Drei unbekleidete Männer stehen und sitzen am Fürstenplatz. Sie erregen Aufsehen. Weniger als öffentliches Ärgernis und Unboten liderlichen Lebenswandels oder verfallender Moral, sondern weil die drei einfach schön anzuschauen sind: Das Trio aus dem Schmied Vulkan, einem Bergmann und einem Hüttenarbeiter sind die Figuren des Industriebrunnens.

Dieser Brunnen war von seiner Idee her typisch preußisch und fußte im damaligen Kunstverständnis: Etwas Allegorie, eine Prise Antike und symbolische Anspielungen auf den Standort – fertig war die Idee zu diesem Brunnen. Denn die Figuren sollten nicht einfach die Industrie an sich symbolisieren, sondern – damals ganz en vogue – im patriotischen Sinne die deutsche Schwerindustrie im Ruhrgebiet.

Ursprünglich stand der Industriebrunnen am Rhein, ungefähr dort, wo heute das Fortunabüdchen steht. Errichtet wurde er in den Jahren 1911 bis 1913 zur Erinnerung an die sehr erfolgreiche Industrie- und Gewerbeausstellung im Jahr 1902. Doch lange konnten Vulkan, Schmied und Hüttenarbeiter den Ausblick auf die Wellen des Rheins nicht genießen: 1925 wurde er aufgrund der Neustrukturierung der Stadt und auch des Rheinufers abgebaut und zunächst eingelagert. 1935 wurde er dann auf dem Fürstenplatz neu errichtet. Es ist also nicht der „ungezogene“ Brunnen, sondern eher der „umgezogene“.

In der Mitte sitzt Vulkan, der griechische Gott des Feuers – und symbolisch auch der Hüttenarbeiter und damit der gesamten Industrialisierung.

Auffällig ist der recht schmucklose Brunnen. Denn ursprünglich war an diesem Standort an der Nordseite des Fürstenplatzes ein Löschwasserdepot geplant.

Erschaffen wurden der Industriebrunnen vom Bildhauser Friedrich Coubillier, der ab 1913 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie war. Er nannte sich selbst wahlweise Fritz oder Fred als Abkürzung für die französische Version seines Vornamens: Frédéric. Denn er stammte aus Lothringen.

Von ihm stammt auch der Tritonenbrunnen, über den ich bereits diesen Blog-Beitrag geschrieben habe.

Gegossen wurden die Statuen nicht von einer Düsseldorfer Kunstgießerei wie Schmäke oder Kayser, sondern von der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, wie auf dem Foto erkennbar. Die 1725 gegründete sächsische Gießerei zählt zu den traditionsreichsten in Deutschland. https://de.wikipedia.org/wiki/Kunst-_und_Glockengie%C3%9Ferei_Lauchhammer

Schmäke ersetzte im Jahr 2005 verrostete Eisenverankerungen durch Edelstahl-Elemente.

Ein Foto des ursprünglichen Standorts am Rhein findet sich hier: ttps://the-duesseldorfer.de/ortsangabe-der-industriebrunnen-am-fuerstenplatz/?pdf=27754 Dort findet sich eine noch detailliertere Schilderung der Geschichte des Brunnens und seiner geschichtlichen Hintergründe.

Buchtipp:
In dem historischen Roman „Sommer ohne Kaiserwetter“ schreibt Christa Holtei über die Große Gewerbeausstellung im Jahr 1902.
https://droste-verlag.de/buecher/titel/sommer-ohne-kaiserwetter.html

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