Familie Bagel backt keine Bagels

Kürzlich erzählte ein Bekannter von der „Bagel-Straße“ in Pempelfort und sprach das Wort aus wie das Brötchen mit dem Loch drin. Zunächst wusste ich nicht, welche Straße er meinte. Als Neu-Düsseldorfer war ihm nicht bekannt, dass die Straße in Pempelfort französisch ausgesprochen wird: Ba-schell mit einem stimmhaften „sch“ wie im Wort Journal. Denn die Unternehmerfamilie Bagel stammt von Hugenotten ab.

Nachdem sie aus Frankreich fliehen musste, ließ sich die Familie Bagel zunächst in Wesel am Niederrhein nieder. Dort gründeten sie eine Buchhandlung. Später gründeten sie eine Papiermühle, aus der die erste Papierfabrik wurde.

Im Bereich des Druckwesens und weiteren Geschäftsbereichen existiert die Bagel-Gruppe bis heute. Sie wird in siebter Generation geführt. Ausführlich kann man dazu im Online-Lexikon Wikipedia nachlesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Bagel_(Unternehmerfamilie)

In der Grafenberger Allee 100 findet sich die Unternehmenszentrale:

Die Grabstätte der Industriellenfamilie Bagel findet sich auf dem Nordfriedhof – und dort genauer gesagt auf dem sogenannten „Millionenhügel“.

Nun wissen wir also, dass die Bagels keine Bagel backen – sondern Papier herstellen. Aber wie kommt es, dass die aktuell bekannteste Vertreterin der Familie – Simone Bagel-Trah – nicht im Bagel-Konzern, sondern im Henkel-Konzern an der Spitze des Aufsichtsrats steht? Und gleichzeitig hat sie auch den Vorsitz im Gesellschafterausschuss inne, dem neben den familienfremden Managern auch fünf Henkel-Erben angehören und welcher die Interessen der drei Henkel-Familienstämme bündelt. Na klar: Sie gehört zur Familie Henkel. Sie ist eine Ur-Ur-Enkelin des Henkel-Gründers Fritz Henkel. Ihr Großvater Carl August Bagel (1902–1941) hatte im Jahr 1929 in die Düsseldorfer Unternehmerfamilie Henkel eingeheiratet. 

Auch in Ratingen – im Tal der Anger – finden sich Spuren der unternehmerischen Aktivitäten der Bagels: die alte Papierfabrik. 1852 erwarb August Bagel hier eine Papiermühle, modernisierte sie, produzierte Schreib- und Druckpapier für die eigene Druckerei. Bis 2013 war hier noch eine Etikettendruckerei. Zu den Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert gehören das Papierlager, die Druckerei, das Lumpenlager und die eisernen Brücken zwischen den Gebäuden. Auch das Turbinengebäude ist noch heute zu sehen.

PS: Friedhöfe – nicht nur den Düsseldorfer Nordfriedhof – lassen sich auch mit Hilfe dieser App erkunden: http://app.wo-sie-ruhen.de/#

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