Das NRW-Forum bürstet mal wieder gegen den etablierten Strich und gibt Unbekannten Raum. Nun ja – so ganz unbekannt sind die Namen nicht. Neu aber sind sie in Ausstellungsräumen von Museen. Denn die hier ausgestellten Künstler sind bekannt als Musiker, Politiker, Sportler, Model – oder als Betrügerin. Kunst ist das, was sie alle jenseits vom Berühmtsein schaffen: Beyond Fame, so lautet daher der Titel der Ausstellung. Von mir gibt’s eine unbedingte Empfehlung für den Besuch!
Der Super Trouper – der große Verfolger-Scheinwerfer – begrüßt am Eingang zur Ausstellung.
Gleich hinterm Eingang der Ausstellung will Tim Bendzko nicht kurz die Welt retten, sondern zeigt seine „schwarze Seele“ … und gewährt einen Blick in seinen Bücherschrank.
Pete Doherty – der Punkrocker, der vor allem durch Drogenexzesse und als Lebensabschnittspartner von Kate Moss bekannt ist – ist dem Tod offensichtlich von der Schippe gesprungen, hat ein paar Kilo zugelegt und präsentierte sich als englischer Gentleman:
Auch Ex-Tennisprofi Michael Stich war im Rahmen der Pressekonferenz da:
Lea Draeger schauspielert, hat einen Roman geschrieben – und beglückt die Besucher mit einem clean anmutenden Raum in glänzender OP-Ästhetik.
Einen Raum als Gesamtkunstwerk stattete Harald Glöööckler aus. Barock anmutende schwarzgrundige Tapete, bunte Gemälde à la „Jack the Dripper“ Jackson Pollock, ein Bling-Bling-Hirsch, zwei an eine durchzechte Nacht erinnernde Sofas. Eine enorme Portion Narzissmus spricht aus den Ludwig XIV.-Büsten, die sein Konterfei tragen.
Samy Deluxe gibt ausgemusterten Kassettenrekordern das bestmögliche Ende:
Die Schauspielerin Meret Becker malt nicht, sondern gestaltet Installationen. Ihr weiß auf weißes T-Shirt hätte in meinem Kunstunterricht in der „Dada“-Stunde bestimmt eine 1 erhalten.
Dass Grünen-Politiker Anton Hofreiter gerne Pralinen testet, wusste ich. Dass er aber als Biologe auch gerne grüne Motive wie Blumen und Landschaften mal, habe ich erst hier gelernt.
Der zweite Politiker, dessen Werke das NRW-Forum ausstellt, war mir noch nicht einmal dem Namen nach bekannt – Schande über mein Haupt: Edi Rama, seit 2013 Albaniens Ministerpräsident.
Auch die kanadische Sängerin Grimes drückt sich malend aus:
Fotografien von Byan Adams habe ich bereits mehrfach gesehen, beispielsweise im Museum Osthaus in Hagen. Sein definitives Talent für Porträts zeigt sich nicht nur bei seinen berühmten Modellen wie Tina Turner (RIP), Robbie Williams, Kate Mosse, April Lavigne oder Billy Idol. Beeindruckend finde ich die Obdachlosen-Serie.
Auf ganz andere Weise „famous“ beziehungsweise „infamous“ wurde die Hochstaplerin Anna Sorokin, deren True Crime-Serie „Inventing Anna“ über ihr Leben bei Netflix erfolgreich war. Sie lässt ihr erfundenes Alterego Anna Delvey in ihren Gemälden weiterleben. Ob das wirklich über Schulniveau hinausgeht, mögen Andere beurteilen. Jedenfalls werden ihre destruktiven Züge bei der Signatur deutlich.
…und dann ist da natürlich noch Gedeon Schenkt – der unbekannte Bekannte. „Gedeon Wer?“ fragt sich ein jeder? Dass dieser Name unbekannt vorkommt, ist Absicht. Es ist das Pseudonym. In seiner Ecke steht ein Plexiglas-Kasten, in den Besucher der Ausstellung ihre Tipps abgeben können, welcher Prominente sich dahinter verbirgt. Von Tim Mälzer und Dieter Bohlen bis Otto Waalkes gingen die mir bekannten Vermutungen. Unter allen, die richtig geraten haben, wird am Ende der Ausstellung ein Bild von „Gedeon Schenkt“ verlost. Mitmachen lohnt sich!
Museumsdirektor Felix Krämer versichert: „Der Künstler war selbst hier und hat die Wand gestaltet.“
Damit ich keine:n vergesse, hier alle 18 Künstler*innen: Bryan Adams, Meret Becker, Tim Bendzko, Carlito (Cro), Samy Deluxe, Anna Delvey, Lea Draeger, Peter Doherty, Harald Glööckler, Grimes, Josephine Henning, Anton Hofreiter, Isis-Maria Niedecken, Edi Rama, Jean Remy, Michael Stich, Laura Tonke und Gedeon Schenkt.
…und nach der Pressekonferenz spazierte dieser englische Gentleman mit Hund durch den Hofgarten:
Beyond Fame: Die Kunst der Stars
18. August 2023 bis 21. Januar 2024
NRW-Forum im Ehrenhof