Lästern als Lieblingshobby

Immer wieder werde ich als Stadtführerin angesprochen auf ein Thema, zu dem jeder eine Meinung hat, aber kaum einer die Ursache kennt: Wie ist das mit der Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf? Denn aus unserer Düsseldorfer Sicht ist es tatsächlich nicht Düsseldorf versus Köln, sondern umgekehrt. Die Rivalität ist folkloristisch: „Da schwimmt ne Kölner am Schlossturm vorbei„, heißt es in einem Düsseldorfer Karnevalslied (hier anzuhören: https://www.youtube.com/watch?v=BuINxoChxe0).

Doch woher kommt diese Animosität?

Standardmäßig wird als Antwort auf die Schlacht von Worringen im Jahr 1288 verwiesen. Damals waren die Kölner Bürger mal wieder sauer auf ihren Fürst-Erzbischof und baten ihren Nachbarn, den Grafen von Berg, um Unterstützung beim Kampf gegen den Erzbischof. So trafen in der Worringer Heide damals rund 10.000 Soldaten beider Heere aufeinander. Der Erzbischof wurde gefangen genommen, seine Soldaten nahmen Reißaus – und die Bergischen Truppen gingen als die großen Sieger aus der Schlacht hervor. Aus Herrschersicht kämpften die Kölner gegen die Bergischen, das könnte man abkürzen zu Köln vs. Düsseldorf. Aber so ganz passt das nicht, denn die Bürger aus Köln und Düsseldorf kämpften Seite an Seite, die Düsseldorfer hatten die Kölner in ihrem Kampf unterstützt. Also: Dieses Ereignis taugt eher nicht als Begründung der Rivalität. Zumal Düsseldorf damals im Gegensatz zur Großstadt Köln ein Dörfchen mit etwa 350 Einwohnern war und somit aus Kölner Sicht nicht ernst zu nehmen und damit kein lohnendes Ziel von Spott und Feindschaft.

Ist die Rivalität auf den Konflikt kirchliche gegen weltliche Herrschaft zurückzuführen? In Köln herrschte der Erzbischof, war gleichzeitig als Territorialfürst weltlicher und als Erzbischhof geistlicher Herrscher. Der benachbarte Graf von Berg hatte hingegen keinerlei religiöse Position. Noch immer ist Düsseldorf Teil des Erzbistums Köln. Auch in anderen Regionen herrscht bis heute eine Rivalität zwischen benachbarten Orten, von denen im einen die kirchliche und im anderen die weltliche Macht zu Hause war. Ich denke da zum Beispiel an Oberfranken – Bamberg versus Bayreuth: In Bamberg ist der Dom mit Erzbischof, in Bayreuth die Regierung von Oberfranken. Das ist also zumindest eine mögliche Erklärung.

In historischen Dokumenten jedoch ist nie die Rede von einer Rivalität zwischen den beiden Rhein-Metropolen Köln und Düsseldorf. Vielleicht liegt das ja daran, dass Düsseldorf erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Industrialisierung zu einer Großstadt wurde?

„Die eigentliche Rivalität zwischen den beiden Städten Düsseldorf und Köln begann mit der Industrialisierung, da Standortqualitäten eine immer wichtigere Rolle bei der Ansiedlung von Unternehmen und Gewerbe spielten.“ So steht es im Wikipedia-Artikel über die Rivalität zwischen Köln und Düsseldorf (https://de.wikipedia.org/wiki/Rivalit%C3%A4t_zwischen_K%C3%B6ln_und_D%C3%BCsseldorf). So hatte beispielsweise ein Aachener Unternehmen Zugang zum Rhein als Transportweg gesucht, sich in beiden Städten umgeschaut und sich für Düsseldorf entschieden. Erstmals hatte Köln gegenüber den bis dato kleinen und zu vernachlässigenden Nachbarn bei wichtigen Entscheidungen, die den eigenen Wohlstand betreffen, das Nachsehen. Denn dieses kleine Unternehmen war Henkel – und deren Produkte Persil, Pritt etc. kennt wirklich jeder. Da sieht man es mal wieder: Alles hat zwei Seiten: Düsseldorf wuchs – und schon kam die Feindschaft auf.
Viel Feind, viel Ehr, ist dann wohl das geeignete Motto auf Düsseldorfer Seite :)

Hier sehen Sie einige Auswirkungen der Verbal-Rivalität:

Aus Düsseldorfer Sicht entspricht das eher einem Tennisspiel: Ohne Gegner geht es nicht. Und so haben wir Spaß dabei, wenn ein verbaler Ball über den Zaun kommt, holen aus und schlagen ihn zurück. Lästern ist unser Lieblingshobby ;) Nur eines versteht der Düsseldorfer nicht: Wieso bitteschön nehmen die Kölner das Ganze auch heute noch immer ernst??? Denn ich habe es selbst gesehen: Auf Düsseldorfer Partys wird das mitgebrachte Kölsch einfach getrunken. Wer zu einer „BYOB“-Party Altbier mitbringt, darf es hingegen ungeöffnet wieder mit nach Hause nehmen…

Haben Sie nun Lust auf eine Tour mit mir durch die für mich schönste Stadt am Rhein? ;) Dann melden Sie sich – und wir fahren auch mal nach Köln…

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