Ein Besuch im Restaurierungszentrum

RED heißt hier nicht „Rot“, sondern ist die Abkürzung fürs Restaurierungszentrum Düsseldorf. Seit 1977 ist es ein Kompetenzzentrum für die Erhaltung, Erforschung und Aktivierung von Kunst- und Kulturgut. Das Team aus Restauratorinnen untersucht, dokumentiert, bewahrt, repariert und vermittelt Kulturerbe – von der Antike bis zur Gegenwart. Hier werden die Museen, Ausstellungshäuser und Archive der
Stadt Düsseldorf konservatorisch und restauratorisch betreut. „Wir machen nicht nur schön und machen Löcher zu, sondern erforschen auch den Weg eines Werkes“, beschreibt Direktoren Joana Phillips.

Kurz vor der Wiedereröffnung des Kunstpalasts im November bot das ebenfalls im Ehrenhof ansässige Restaurierungszentrum Düsseldorf eine Woche lang Führungen durch seine Werkstätten. Da war ich glatt am letzten Tag der Arbeitswoche dabei – und habe einen enorm interessanten Blick hinter die Kulissen geworfen.

Auf vier Etagen verteilt arbeiten die Restauratorinnen – denn tatsächlich ließen uns ausschließlich Frauen an ihrer fast schon detektivischen Arbeit an Holzmadonna und Kunststoff-Dracula, an historischen oder modernen Ölgemälden und Zeichnungen auf Papier oder mit Medienkunst teilhaben. Joana Phillips erzählt bei der Begrüßung, dass das Restaurierungszentrum eine herausragende Bedeutung in Deutschland hätte, weil die Stadt die Restauratoren für ihre unterschiedlichsten Museen und Sammlungen zusammengelegt hat: „Wir sind so interdisziplinär aufgestellt, das macht uns zu etwas Besonderem.“ Ob Schloss Benrath oder Heine-Institut, ob Kunstpalast, Stadt- oder Schifffahrtsmuseum – es braucht unterschiedlichste Fachleute mit Spezialkenntnissen für mittelalterliche Holzschnitzerei ebenso wie für Arbeiten auf Papier, das Zusammensetzung von Glasbehältnissen oder die Aufbereitung und Sicherung von Medienkunst.

Von einigen Decken hängen dicke Absaugschläuche herab. Sie saugen gesundheitsgefährdende Stoffe wie Lösungsmittel ab, die beispielsweise beim Entfernen von Firnis von Gemälden benutzt werden.

Papiere leiden unter Knicken, Falzen, Abrissen. Was noch vorhanden ist, wird mit dünnem Japanpapier hinterklebt, auf etwas dickeres Japanpapier aufgezogen – die Falten sozusagen ausgebügelt. Hier geschieht das mit einer Zeichnung von Jan Thorn Prikker für ein Glasfenster.

UV-Licht fördert oft Überraschungen zutage. Die Firnis dieses Gemäldes wurde später nochmal übermalt: Firnis reflektiert im UV-Licht, die dunklen Flecken sind die Übermalungen.

Welche Pigmente wurden ursprünglich bei der Bemalung dieser Marienfigur aus Lindenholz verwendet. Die zerstörungsfreie Röntgen-Analyse fördert hohe Anteile an Kupfer zutage. „Kupfer weist auf einen Einsatz von Azurit hin“, erklärt die Restauratorin. So könne sie die passenden Pigmente zur Reparatur abgeblätterter Stellen wählen.

Bei Medienkunst geht es darum, flüchtige Daten zu sichern. Denn „Daten altern und verändern sich“, Hier steht deshalb eines der seltenen Abspielgeräte für Videokassetten im U-Matic-Format. „Völlig staubfrei bekommen sie die Bänder und das Gerät nie, deshalb müssen wir jedes Band mehrfach digitalisieren“, erklärt die Restauratorin. Anschließend werden die besten Aufnahmen bestimmt und in den Ausstellungen gezeigt.

Schon oft bin ich durch diesen Durchgang hindurch geeilt – aber weder die Hausnummer 3a noch die Beschriftung der Tür ist mir jemals aufgefallen.

Die Stadt veröffentlichte eine Pressemitteilung zum Start von Joana Phillips im Jahr 2019, die den Ehrgeiz Düsseldorfs auch in diesem Gebiet zeigt: https://www.duesseldorf.de/medienportal/pressedienst-einzelansicht/pld/joanna-phillips-ist-neue-direktorin-des-restaurierungszentrums/

Ich gehe davon aus, dass es auch in den kommenden Jahren anlässlich des Tags der Restaurierung Führungen geben wird. Infos gibt’s dann vermutlich auf der Webseite: https://www.tag-der-restaurierung.de/

Restaurierungszentrum Düsseldorf
Ehrenhof 3 a
Düsseldorf

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