Atelierbesuch bei Beatrix Sassen

Als ich vor einiger Zeit die Künstlerin Beatrix Sassen in ihrem Atelier in der weißen Siedlung Golzheim besuchen durfte, überlegte ich natürlich: Wodurch ist sie bekannt? Mir fiel vor allem der „Kopfstreit“ ein.

Aber von vorne: Schon als Jugendliche stand für Sassen fest, dass sie Künstlerin werden wolle. Sie schaffte es bereits als 16-Jährige an die Düsseldorfer Kunstakademie und war in der ersten Klasse von Joseph Beuys. Sechs Semester studierte sie bei ihm. Während dieser Zeit schuf sie einen Kopf, den sie dann wegtat und vergaß. Dann verließ sie die Kunstakademie – Beuys war ihn zu dominant. Sie lebte in einer Kommune, bekam drei Kinder, engagierte sich sozial, war aber viele Jahre lang nicht künstlerisch tätig.

Zehn Jahre später fand sie wieder zur Kunstakademie zurück, studierte weitere sechs Semester von 1975 bis 1978 bei Erwin Heerich. 1981 gab es dann erste Ausstellungen ihrer Werke. Zwar ist sie viel bildhauerisch tätig, aber auch auf Papier. Sie schuf viele gegenständliche Figuren, häufig Statuetten von Köpfen und Torsi. Die Gesichtszüge ähneln Mitgliedern ihrer Familie.

Der künstlerische Ansatz von Beatrix Sassen ist spielerisch und emotional. Beispielsweise haben sie Dias einer Reise nach Indien einer Künstlerkollegin zu einer Mädchenskulptur aus Holz inspiriert.

2014 wurde sie vom Verein für die Veranstaltung von Kunstausstellungen Düsseldorf für ihre „jenseits aller Tendenzen in der Kunstszene“ gehaltene Bildsprache mit dem Kunstpreis der Künstler geehrt. Im gleichen Jahr war eines ihrer Werke auch in der Ausstellung „Die Große“ zu sehen.

Doch trotz all ihrer Kreativität und Eigenständigkeit als Künstlerin ist ihr Name vielen Menschen – so wie mir – vor allem wegen eines Urheberrechtsstreits bekannt. Während des Sommersemesters 1963 hatte Sassen eine Büste gefertigt: eine Bacchantin mit halblangem Haar und Früchtekranz aus Äpfeln und Birnen. Von der Büste entfernte sie dann Haare und Früchtekranz. Außerdem trennte sie den Kopf ab, wodurch ein männlich anmutender Kopf entstand. Sie, die vaterlos aufgewachsen war, hatte das „Drama ihres Vaters“ dargestellt.

Ihrem Lehrer Joseph Beuys gefiel dieser Kopf, sodass er einen Gipsabdruck davon nahm. Diesen entwickelte er weiter und nahm ihn in sein Werk „Palazzo Regale“ auf. Davon wusste Sassen nichts und wurde erst Jahrzehnte nach dessen Tod von ihrem einstigen Kommilitonen Norbert Tadeusz darauf aufmerksam gemacht. Sassen war überzeugt, dass ihr Name zumindest als eine Art „Zulieferer“ bei dem Beuys-Werk genannt werden müsste – und zog vor Gericht.

Aber vor Gericht sind Recht haben und Recht bekommen zweierlei. Sassen konnte ihre Angaben nicht beweisen – und Beuys war seit Jahrzehnten verstorben, konnte die Übernahme des Kopfes in sein Werk also nicht mehr zugeben.

Hier sind einige Foto-Impressionen des Atelierbesuchs bei Beatrix Sassen:

Über den Kopfstreit kann man auch in Wikipedia lesen: de.wikipedia.org/wiki/Beatrix_Sassen.

Nach wie vor arbeitet Beatrix kreativ, aber derzeit eher am Computer tippend: Sie schreibt an ihrer Autobiografie.

Adresse:
Künstlerhaus in der Franz-Jürgens-Straße 6, Düsseldorf-Golzheim

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