Besuch im einstigen Atelier von Max Kratz

Vor wenigen Tagen hatte ich die Ehre, das ehemalige Atelier von Max Kratz besichtigen zu dürfen. Es wurde im Jahr 1993 zu einer Büro-Wohnung umgewandelt – der Bildhauer war damals schwer krank und konnte nicht mehr arbeiten. Jetzt war der eine Mieter ausgezogen, der neue noch nicht ein – da bot sie die Gelegenheit zu einem Rundgang.

Viel sieht man nicht mehr vom einstigen Atelier. Aber der Sohn des Bildhauers ließ es in seinen Erzählungen vor unseren inneren Augen wieder auferstehen. Thomas Kratz kümmert sich um das künstlerische Erbe des Professors für Kunst und Design, der unter anderem auch an der Folkwang Hochschule Essen unterrichtete. Er ließ auch eine kleine Tafel neben dem Eingang anbringen – siehe Fotos.

Rechts neben dem Gebäude geht man durch ein Hoftor, durch das einst die großen Figuren – teils mussten sie auseinandergeschnitten werden – in die Gießerei abtransportiert wurden. Dort begegnet man auch einem Werk an der Wand: Aigina. Der griechischen Najaden-Nymphe fehlt leider inzwischen ein Fuß.

Kaum betritt man das Atelier, war zur Rechten der Schweißraum, in dem einst die Metallfiguren bearbeitet wurden. Der Blick führt in den Garten auf das dortige Gewächshaus.

Dann kommt das Herzstück des Ateliers. Eine riesige Fensterfront lässt viel Licht in den Raum. Von der Decke hängt ein Flaschenzug, mit dem der Bildhauer einst seine schweren Skulpturen bewegte. Wo heute Küche, Badezimmer und Gästetoilette sind, war einst der Gipsraum. Die schwere dunkle Holztür ist noch im Original erhalten.

Am Rand des Atelierraums führt eine Treppe zu einer Empore. Seine Eltern – Mutter Gerda war ebenfalls Bildhauerin – feierten hier rauschende Atelierfeste mit 50 Gästen. „Vater ging nachts in die Altstadt und warb spontan die Band aus dem Dr Jazz nach ihrem dortigen Feierabend zum Weiterfeiern. Die Musiker spielten von der Empore. Thomas Kratz erzählt: „Früher gab es kein Geländer – das war schon gewöhnungsbedürftig.“

An den Wänden von Keller und Treppenabgang finden sich weitere Werke von Max Kratz.

1951 hatte Max Kratz das zerbombte Trümmergrundstück erworben. Die Fundamente wurden wiederverwendet, auf und um den ehemaligen Kohlenkeller wurde im Jahr darauf das Haus erbaut. Genau dort ereignete sich einst ein glimpflich ausgegangener Unfall: Ein befreundeter Künstlerkollege – Ferdi(nand) Walther – schweißte den alten Heizungskessel auseinander. Doch weil im gleichen Raum Kartonage und Holzwolle gelagert war, entzündeten die Funken alles und der Keller brannte lichterloh. Glücklicherweise bemerkte er schon die ersten Flammen, und als die Feuerwehr eintraf, war der Brand bereits gelöscht.

Das Haus gehört noch immer der Familie. Inzwischen wohnt die vierte Generation Kratz im Haus: Die Mutter von Max wohnte einst in der 2. Etage. In der in den 1970er-Jahren ausgebauten Dachgeschosswohnung ist mittlerweile ein Enkel eingezogen.

ehemaliges Wohnhaus und Atelier von Max Kratz:
Irmgardstraße 19
Düsseldorf-Grafenberg

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