Geheimnisvolle Figuren bevölkern den neuen „space4art“

Viele Architekten haben eine Künstlerseele. So offensichtlich auch die Architekten von HPP. Aus ihrer Feder stammt der Vodafone Campus in Heerdt, sie revitalisierten das Düsseldorfer Dreischeibenhaus, schufen das Pudong Football Stadium in Shanghai und das Gebäude des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund. Mit ihrer neuen Firmenzentrale konnten sie allerdings nicht so richtig angeben. Eher unscheinbar steht das Bürogebäude im Medienhafen.

Aus dem dato vermutlich vor allem zu Raucherpausen genutzten Bürohaus-Innenhof ist nun Düsseldorfs neueste Art-Location geworden: der space4art.

Als erste Kunstausstellung sind dort Ende August (bis Mitte Oktober) ein Trupp seltsamer Figuren eingezogen. ‚space4art intervention‘ nennt sich das. Etwa ein Dutzend lebensgroße Figuren stehe, liegen oder sitzen in dem Innenhof. Rätselhaft verschleierte Gestalten, verhüllt von prachtvoll drapierten Stoffen, vermummt, mit Ketten gebunden.

Geschaffen hat diese skulpturale Außenrauminstallation Isabella Fürnkäs. Sie wurde 1988 in Tokio geboren. Deshalb verweisen ihre gespenster-gleichen Persona auf das japanische ‚Noh Theater‘. So wie Schauspieler auf der Theaterbühne in unterschiedlichste Rolle schlüpfen, so nehmen auch diese Figuren Rollen ein. Ich sah Fellgesichter à la Chewbacca. Ritter in Kettenhemden. Auf dem Boden liegt das Opfer einer Straftat. Ein Straßenmusikant mit Elvis-Tolle, statt Hut liegt ein Stein neben ihm. Verschleierte Araberinnen. Anmutig-schlanke Feenwesen. Männlich oder weiblich – die androgynen Figuren lösen auch Geschlechtrrollen auf.

Aber was sah ich wirklich? Ohne Gesichter stellen sie Fragen nach Isolation und zwischenmenschlicher Kommunikation. Was ist echt? Was gespielt? Welche Rolle ist sichtbar? Welche unsichtbar, aber trotzdem ständig präsent? Und natürlich lassen sich diese verhüllten Figuren anfassen, man kann mit ihnen kommunizieren, sie ansprechen, auf Antwort hoffen, imaginär interagieren… eine unmittelbare Sinneserfahrung.

Angeblich ist diese Ausstellung mit dem Titel „Unpredictable Liars Revolt“ mit Sound ausgestattet. Vermutlich spielt der aber nur zu bestimmten Uhrzeiten, denn während meines Besuchs war keine Musik und außer Vogelgezwitscher auch keine sonstigen Geräusche zu hörebn.

Die Künstlerin Isabella Fürnkäs studierte als Meisterschülerin bei Andreas Gursky an der Kunstakademie Düsseldorf. Außerdem studierte sie bei Hito Steyerl an der Universität der Künste Berlin und bei Gunter Damisch an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Wer – wie ich – bislang noch keine Ahnung vom japanischen Noh-Theater hat, findet hier eine gut verständliche Erläuterung:
https://www.japanwelt.de/blog/noh-theater-japan/

space4art intervention ist eine neue Ausstellungsreihe der Kunstvereine 701 und Düsseldorf-Palermo im Innenhof des neuen HPP-Headquarters im Medienhafen.
HPP Architekten
Zollhof 26/Innenhof
Düsseldorf-Medienhafen
bis 8.10.2021 täglich von 12 – 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Mehr Infos und Hinweise zu weiteren Veranstaltungen finden sich auf der Homepage von 701 Kunst:
https://701kunst.de/space4art-interventionfuernkaes/

Haben Sie nun Interesse, die Kunst in Düsseldorf besser kennenzulernen? Ich führe Sie gerne zu Kunstwerken im öffentlichen Raum, die Sie vermutlich schon jahrelang übersehen habe. Kontaktieren Sie mich!

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