Wo Bücher in den Flammen landeten

Gestern vor 78 Jahren war ein schwarzer Tag für Kunst und Kultur in Düsseldorf. Am 10. Mai 1933 loderten in vielen deutschen Städten Scheiterhaufen für Bücher. „Aktion wider den undeutschen Geist“ nannte sich das damals. Die eifrigen Düsseldorfer Nazi-Studenten fütterten natürlich auch ihr Feuer mit Büchern. Allerdings hatte sie zu diesem Zeitpunkt vermutlich nur eine Wiederholung, denn die größere Bücherverbrennung hatte bereits einen Monat früher, am 11. April, organisiert. Die Hitlerjugend preschte voran und traf sich dazu vor dem damaligen Planetarium – der heutigen Tonhalle. Daher ist dort auch eine Tafel angebracht, die an dieses gar traurige Ereignis erinnert. Die eifrigen Düsseldorfer Studenten zeigten sich aber auch gehorsam, und daher gab es am 10. oder 11. Mail eine zweite Bücherverbrennung.

Auf der Erinnerungstafel wird Heinrich Heine mit seinem prophetischen Ausspruch zitiert: „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Wie war, wie traurig wahr!

Heines Buch „Romanzero“ gehörte zu den verbrannten Büchern – Heine stammte aus einer jüdischen Familie. Auf gleiche Weise entsorgt wurden „Sergeant Grischa“ von Arnold Zweig, „Im Westen nichts Neues“ von Remarque, „Jud Süß“ von Lion Feuchtwanger und „Ein Menschensohn“ von Emil Ludwig. Nach jedem Kurzreferat über das Buch und seinen Autor fragte der Gaujugendführerdas Publikum, was er mit dem Buch machen sollte, das rief dann „ins Feuer“ und das Buch wurde auf den Scheiterhaufen geworfen.

Diese Informationen habe ich von dieser Webseite von Dr. Birgit Ebbert:
https://buecherverbrennung.wordpress.com/2013/04/17/buecherverbrennung-in-duesseldorf/

Interessant finde ich die zentrale Anweisung für den vorzulesenden Text – der allerdings erst nach der Düsseldorfer Bücherverbrennung veröffentlicht wurde:

1. Rufer: Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.

2. Rufer: Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.

3. Rufer: Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, für Hingabe an Volk und Staat!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Friedrich Wilhelm Foerster.

4. Rufer: Gegen seelenzerfasernde Überschätzung des Trieblebens, für den Adel der menschlichen Seele!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Sigmund Freud.

5. Rufer: Gegen Verfälschung unserer Geschichte und Herabwürdigung ihrer großen Gestalten, für Ehrfurcht vor unserer Vergangenheit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Emil Ludwig und Werner Hegemann.

6. Rufer: Gegen volksfremden Journalismus demokratisch-jüdischer Prägung, für verantwortungsbewusste Mitarbeit am Werk des nationalen Aufbaus!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Theodor Wolff und Georg Bernhard.

7. Rufer: Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkriegs, für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque.

8. Rufer: Gegen dünkelhafte Verhunzung der deutschen Sprache, für Pflege des kostbarsten Gutes unseres Volkes!
Ich übergebe der Flamme die Schriften von Alfred Kerr.

9. Rufer: Gegen Frechheit und Anmaßung, für Achtung und Ehrfurcht vor dem unsterblichen deutschen Volksgeist!
Verschlinge, Flamme, auch die Schriften von Tucholsky und Ossietzky!“

Quelle dieser Auflistung: https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCcherverbrennung_1933_in_Deutschland

Als Autorin mehrerer Bücher hoffe und bete ich, dass NIE WIEDER Bücher verbrannt werden!

Spuren des Zweiten Weltkriegs sind in Düsseldorf noch einige zu finden – man muss nur danach suchen. Gerne zeige ich sie Ihnen. Kontaktieren Sie mich und wir sprechen einen Termin für eine Führung ab!

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